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100. Tête-à-tête im „Treibhaus“

Wer könnte Camilla Nylund schon übelnehmen, einmal früher als verabredet ins "Treibhaus" gekommen zu sein? (Foto: Matthias Creutziger)

Am Sonntagabend lud »Das Lied in Dresden« zu seinem 100. Liederabend in den Konzertsaal der Hochschule für Musik ein. Die Sopranistin Camilla Nylund und der Pianist Jobst Schneiderat präsentierten zur Jubiläumsausgabe der seit 1998 stattfindenden Veranstaltungsreihe Lieder von Sibelius, Järnefelt, Wagner und Strauß. 

Foto: Markus Hoffmann

Nylund, dem Dresdner Publikum vor allem durch ihre Engagements an der Semperoper bekannt, unterstrich im ersten Teil des Abends mit Werken von Sibelius und Järnefelt Verbundenheit zu ihrer finnischen Heimat. Man musste nicht finnisch sprechen können, um das zu verstehen: Mit ihrer warmen und klaren Stimme transportierte sie Emotionen eindrucksvoll. Schneiderat agierte neben ihr zurückhaltend, aber nie im Hintergrund. Sängerin und Pianist harmonierten sehr gut miteinander, was schon zur Pause mit viel Applaus honoriert wurde. Das Publikum selber war wohl mehrheitlich nicht zum ersten Mal bei einem Liederabend zugegen. Peter Schreier vermochte es, dem Nischenprodukt "Liederabend" im Programmheft einen positiven Anstrich zu geben: „Traditionell bleibt das Interesse am Liederabend nur einem kleinen, aber hochmotivierten Publikum vorbehalten. Gerade deshalb haben diese Abende eine ganz spezifische Zuhörerschar, die fern von aller Eventkultur die Intimität des Liedes genießt und auf sich wirken lässt.“ Eben jene Motivation war auch in den vielen angeregten Pausengesprächen spürbar: viele Gäste besuchen die Konzertreihe regelmäßig und möchten sie auch nicht mehr missen.

Der zweite Teil des Abends wartete mit Liedern von einem weiteren Jubilar – Richard Wagner – und Richard Strauss auf. Wohl eilte sie etwas früh ins Wesendoncksche "Treibhaus", entschuldigte sich indes kurz und begann ohne große Aufregung von Neuem. Von Verlegenheit oder gar Gehemmtheit war danach keine Spur. Bis zum herausragenden Finale um die Lieder von Richard Strauss wurde es ein unvergesslicher Abend. Stimmgewaltig und gleichzeitig dramatisch in der Bewegung, wurde der Schmerz in "Georgine" fühlbar; Jobst Schneiderat begleitete ruhig. Mit drei Zugaben entließen die beiden Künstler die Besucher in den Frühlingsabend.