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Lindwurm in der Ausstellung

Foto: Archiv

Es klang, als wälze sich der Lindwurm Fafner durch den Konzertsaal der Hochschule für Musik, und es klang ein wenig nach einem weiteren Bild aus Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“. Kontrafagott und tiefe Blechbläser malten mit düsteren Farben in einem brandneuen Werk eines Vierzehnjährigen: UnRuhe op.13 Nr. 1 von Maximilian Otto, einem Schüler des Landesgymnasiums für Musik „Carl Maria von Weber“. Sympathisch an dem dreisätzigen Stück war der Verzicht auf jegliches Bemühen, zeitgenössische Musik unsinnlich und klanglich höchst sperrig erscheinen zu lassen. Nein, der junge Komponist bekennt sich zu Klang und Struktur, lässt auch seine Vorbilder durchscheinen, etwa Schostakowitsch oder Strawinski in ihren grotesken Werken. Es war beabsichtigt, dass sich Unruhe durch das Werk zieht. Dafür war aber der Verlauf recht geordnet, vielleicht auch deshalb, weil der Komponist, wie er in seiner Einführung schrieb, sich „in die Rolle des passiven Zuhörers“ begeben hat. Das sollte aber nicht sein, und die Zuhörer sollten keineswegs nur passiv sein: ich jedenfalls bin, wie viele andere, den musikalischen Vorgängen höchst aufmerksam gefolgt, denn ich wollte mich von der Unruhe anstecken lassen. Wer indessen mit 14 Jahren bereits einen solchen Klangsinn für ein großes Orchester entwickelt, der sollte die Möglichkeiten, die sich bieten, unbedingt weiter nutzen!

Die Violinkonzerte des französischen Komponisten Henri Vieuxtemps (1820-1881) sind für den Eigengebrauch dieses Virtuosen geschrieben, und das 5. Violinkonzert ist inzwischen immer als Pflichtstück des internationalen Königin-Elisabeth-Wettbewerbs in Brüssel zu hören. Es fordert den Geiger mit einer Fülle von technisch vertrackten Spielweisen und bezieht auch die aus der Opernmusik vertraute Kantilene, hier aus einer Oper von Grétry, ein. Jacob Meining (Klasse 10/II) gab diesem Konzert, was es an Virtuosität fordert, und das ist sehr viel.

Sogleich mit dem ersten Violoncello-Thema, mit warmen Klang unterstützt von Horn, Posaunen, Klarinetten und Fagotten in Dvořáks 8. Sinfonie, begann eine überzeugende Interpretation durch das Junge Sinfonieorchester unter Wolfgang Behrends umsichtiger Leistung. Dieser volle Klang blieb bis zum letzten Ton erhalten Dieses Mal waren die jungen Musikerinnen und Musiker, unterstützt von nur wenigen Studenten, den Anforderungen dieses Werkes nicht nur gewachsen, sondern musizierten mit großer Freude und Sicherheit. Dazu gehörte, dass melodische Bögen vom Dirigenten ganz natürlich wie ein Atmen des Orchesters ausgeformt wurden, und vor allem, nach dem Verklingen solcher kurzen Phrasen, keine Löcher entstanden, sondern der musikalische Fluss trotz überraschender und kurzweiliger Tempowechsel immer lebendig blieb. Die Holzbläser, voran die Oboen und Flöten, waren tüchtig gefordert und verliehen den der tschechisch-mährischen Volksmusik entsprungenen Themen naturhafte Frische.