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Gleich auf drei Hochzeiten

Foto: PR

Clemens Pötzsch hielt bereits im Sommer 2010 ein Diplom in den Händen. Sein erstes Studium zum Jazzpianisten war aber nur der Anfang. In ihm brodelten Kompositionsideen, die letztendlich auch Professor Thomas Zoller überzeugten, ihn gleich zum folgenden Semester zum Zweitstudium in seine Klasse an der Hochschule für Musik aufzunehmen. Der 27jährige nutzt diese Chance. Er nimmt sich die Zeit, seine eigenen Konzepte zu entwickeln, probiert viel und tauscht sich sowohl mit Mitstudenten als auch Lehrern intensiv aus. In diesem Prozess hat Clemens gleich drei Projekte erschaffen, die unterschiedliche, sowohl heimatliche als auch exotische Musikkulturen vereinen. "Ich bin dankbar und genieße es, täglich von Musik umgeben zu sein, Konzerte mit interessanten Musikern zu spielen und neue Ideen zu entwickeln." erzählt er im Interview. „In meinen Projekten treffen unterschiedliche Musiker aufeinander, die mich sowohl musikalisch als auch menschlich inspirieren und großen Anteil daran haben, dass ich meinen musikalischen Weg vorantreibe.“

Mit seinem jazzigen Klaviertrio MIR räumte er beispielsweise kürzlich einen Preis beim Jazzfestival in Burghausen ab. Clemens Pötzsch ergänzt: „Im Februar waren wir daraufhin für eine Liveproduktion beim Bayrischen Rundfunk. Die Platte wird bald erscheinen. Darauf sind wir sehr gespannt.“

Ganz fleißig arbeitet der junge Komponist und Pianist gerade mit seinen Kollegen von Slavicon zusammen. Dieses Projekt wird mit seiner zwischen Jazz und slawischer Weltmusik angesiedelten Stilvielfalt komplett durch die Initiative für Musik (IfM) gefördert. Die Musiker des Ensembles, allesamt Studenten der HfM, touren inzwischen deutschlandweit. Nicht nur das Publikum war vom ersten Tourblock begeistert, sondern auch die nationale und internationale Presse. Radiokritiker lobt den rohen, erdigen Puls, der durch Wandlung und Lebendigkeit einen Kontrast zur Kühle der nordischen Jazzmusik bildet. Doch nicht nur die IfM fördert das junge Ensemble. Ihr erstes Musikvideo konnte dank einer Förderung durch den Music Career Service der HfM realisiert werden. Gedreht wurde einen Tag lang mit Kamerateam, Ton- und Lichttechniker im neuen Konzertsaal der HfM.

Clemens Pötzsch kann sich in der Arbeit mit Slavicon vielfältig einbringen, und auch seine Identität musikalisch verarbeiten. "Durch meine Familie kam ich bereits früh mit der sorbischen Kultur und Musik in Berührung und habe eine starke Affinität zur slawischen Volksmusik und zu Komponisten wie Antonin Dvorak oder Bela Bartok." sagt der junge Jazzer im Interview. "Die Musik von Slavicon ist mein Ventil, all diese Einflüsse zu bündeln und mit so großartigen Musikern wie der Geigerin Alina Gropper, Florian Lauer (dr) und Eugen Rolnik (bs) zu einem eigenen Klang zu bringen."

Das Label Neuklang hat Clemens Pötzsch übrigens sofort für sein Debutalbum unter Vertrag genommen. „Wir finden ihn erfrischend anders. Clemens erschafft einen ganz eigenen Soundkosmos, der sich musikalisch mit seinen sorbischen Wurzeln auseinandersetzt.“ ergänzt die Pressesprecherin des Labels. „Er spielt mit den Rhythmen traditioneller Volkstänze, hüllt sie aber in spielerische Improvisation. Man hört in ihm Jazz, eine mystische, slawische Seele und tiefe Sehnsüchte.“ Slavicon spielen am Dienstag 21.00 Uhr im Jazzclub Blue Note.

Mit der Band Masaa kommt Clemens Pötzsch am Freitag in die „Alte Feuerwache Loschwitz“. Die Musik dieses Projektes ist von Traditionen und Improvisationstechniken inspiriert, die sich stilistisch vom europäischen Kontinent wegbewegen. Mit dem arabischen Sänger Rabih Lahoud pendeln die Musiker der HfM auf ihren Konzerten musikalisch zwischen Orient und Okzident. Clemens Pötzsch ergänzt:"Das Ensemble Masaa ist hochinteressant für mich. Jeder der 4 Musiker bringt Einflüsse aus seiner eigenen musikalischen Ecke mit, wir komponieren zusammen und spielen viele Konzerte. Durch den libanesischen Sänger der Band, Rabih Lahoud, lerne ich viel über arabische Musik und merke, welch neue Welten sich mir dadurch eröffnen. Ich bin sehr froh, Teil dieser Band zu sein."
Gemeinsam werden sie im Herbst auf Reise gehen: "Im Oktober spielen wir eine längere Tour durch den Libanon und sind sehr gespannt, wie Rabihs Landsleute unsere Musikmischung aufnehmen werden."

Das wird eine spannende Sache, denn das Repertoire ist auf der Basis libanesischer Gedichte des Sängers Rabih Lahoud entstanden. Und im Libanon werden die Zuhörer die Texte gut verstehen können. Aber auch das Dresdner Publikum ist begeistert. "Man muß gar nicht jedes Wort verstehen", sagt Manuela Gallina, die Masaa letzte Woche in der Tonne das erste Mal zu hören bekam. Als internationale Studentin schreibt sie an der TU Dresden gerade ihre Doktorarbeit zu einem multi-lingualen Thema. "Die Sounds der Musik und Sprache erzählen spannende Geschichten, es hat mich gleich beim ersten Lied in eine andere Welt gezogen. Man spürt den Kontext, denn es passiert soviel um die reinen Worte herum." 

Um die Gedichte musikalisch spannend umzusetzen, bedienen sich die Jungs musikalischer Materialien aus dem Orient, versuchen jedoch im gleichen Atemzug, den Stücken keinen stilistischen Stempel auf zu drücken. Sie wollen etwas Neues schaffen. Die Stücke sollen sich entfalten dürfen und sowohl Europäer als auch Hörer aus dem Orient inspirieren dürfen, die Vielfalt des Lebens einzufangen. „Masaa“ hat übrigens in den Trompetern Till Brönner und Markus Stockhausen begeisterte Unterstützer gefunden.

Die nächsten Konzerte:

11.5. MASAA , Alte Feuerwache Dresden
15.5. SLAVICON, Blue Note
1.06. Robert Menzel Quartet feat. Till Brönner, Jazzclub Tonne
16.6. SLAVICON, Cotton Club Leipzig