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Zeitlos heiß

Foto: PR

Dresdens Latinband Caminho stellt ihre neue CD im Konzert vor. Wer sich musikalisch zeitlos heiß bescheinen lassen will, hat dazu beim Release Concert am 5. Februar im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Gelegenheit. Da wird Caminho einmal mehr unter Beweis stellen, dass die vier Mannen – neben Alejandro León Pellegrin wirken der Saxofonist Bertram Quosdorf, Michael Burkhardt am Kontrabass und der Schlagzeuger Matthias Macht mit – eine waschechte Liveband sind. Und dass sie das mit der Sonne nicht als gefällige Laune am Strand, in der Strandbar oder gar aus dem Reisekatalog des Karibikklischees missverstanden haben wollen. Denn die Musik von Caminho hat Tiefgang und Weite zugleich. Südamerikanische Rhythmen prägen die Energie der emotionalen, nicht aber gefühligen Songs, sie sind durchmischt mit spannungsgeladenen Reflexen der Jazzmusik und des Pop. Stille Töne – wer hat dazu schon sonst noch den Mut? – geben die sensible Schönheit der Stimme von Pellegrin wieder. Mit seiner Verhaltenheit weiß er klug zu gestalten und seine Hörerschaft dramatisch zu fesseln. Für temperamentvolle Ausbrüche – nie sind das überbordende Salven! – sorgt das Musikantenensemble, das diese Form der Musik sehr verinnerlicht zu haben scheint. Was Wunder, spielen die vier (neben diversen Aktivitäten anderswo) doch seit nun schon gut 15 Jahren als Caminho zusammen!

Da verwundert beinahe, dass „Entre los tiempos“ erst das dritte Album der Band ist. Zwölf deren Titel wurden vor knapp einem Jahr bei einem Konzert im Societaetstheater eingespielt, zwei weitere sind Studioproduktionen und werfen ein klingendes Licht auf südamerikanische Sängerikonen wie Victor Jara und Victor Heredia.

Zwischen den Zeiten, das kann die stilistische Vielseitigkeit meinen, die im Bossa Nova ebenso zu Hause ist wie in der Samba und eben im pointierten Freispiel. Beim Zuhören weckt das eine gewisse Zeitlosigkeit, die aber stets im Takt jener untrüglichen Musikalität zwischen Schwermut und Agilität schwingt. Hier wird man nicht „angefasst“, wie es manche Marketingstrategen ihren musikalischen Machwerken einimpfen, sondern noch wirklich berührt. Wenn man sich denn darauf einlässt.

Da jeder Mensch Wärme braucht: Hingehen und mitträumen, zuhören, schauen und dann der CD nochmal mit den Liebsten zu Hause nachlauschen…