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Kapelle in Höchstform

Ein Abend, der nichts zu wünschen übrig ließ! Das zu Zeiten seiner Uraufführung 1913 in Paris skandalträchtige „Sacre du printemps“ von Igor Strawinsky stand im Zentrum des 5. Symphoniekonzerts der Staatskapelle. Der junge Dirigent Yannick Nézet-Séguin entlockte den Musikern Höchstleistungen.

Dirigent, Solistin und Kapelle waren vom ersten bis zum letzten Ton in Höchstform (Foto: M. Creutziger)

Schon der Auftakt des Konzerts mit Olivier Messiaens „Les Offrandes oubliées“ ließ, nach der lyrischen Einleitung („Das Kreuz“), im hochrhythmischen Mittelteil („Die Sünde“) erahnen, zu welch konzentrierter Tongewalt das Orchester fähig ist. Im unmittelbaren Kontrast dazu stand der filigrane Klang der großartigen Streichergruppen im elegischen dritten Teil („Das Abendmahl“).

Solistin im sich anschließenden 2. Violinkonzert g-Moll von Sergej Prokofjew war Janine Jansen. Ihr technisch perfektes und doch einfühlsames Spiel fügte sich wunderbar in das Orchester ein. Schon das fast banale Eröffnungsthema des ersten Satzes, im Solo vorgetragen, versprach vieles. Ihre gesamte Körpersprache zeigte ihre Freude, mit diesem Orchester zu spielen, es bisweilen selbst zu lenken, immer klar aufzeigend, wann sie ein Thema übernahm oder übergab. Selbst ihre Pizzicati im zweiten Satz schafften es, sich gegen die nicht zimperlich agierende Kapelle zu behaupten. Besonders das beschwingte Thema des dritten Satzes, welches sie immer mit sichtlicher Vorfreude aufgriff, wird dem Publikum in Erinnerung bleiben, das die glänzende Darbietung Jansens mit lautem Applaus belohnte.
Der zweite Teil des Abends war dann dem monumentalen „Sacre“ von Strawinsky gewidmet. Nézet-Séguin führte, vom ersten verlorenen Ruf des großartig interpretierten Fagottsolos an, die Staatskapelle mit sicherer Hand durch das voluminöse Werk. Seine klaren Signale brachten Ordnung in das sich steigernde Chaos der verschachtelten Holzbläser, führten ebenso selbstbewusst in die archaischen Rhythmen der „Anbetung der Erde“. Beinahe nahtlos verlief der Übergang zum „Opfer“. Hier beeindruckte vor allem die solide Klangwand der vielfach geteilten Streicher, immer wieder noch übertrumpft von brachialen Blecheinsätzen, seien es die markanten Einwürfe der Trompete mit Dämpfer oder die eindrucksvollen Soli aus der Gruppe der acht Hörner. Stets darunter arbeitete das präzise Schlagwerk, akzentuiert durch die wuchtigen Schläge der großen Trommel. Bis zum Höhepunkt, dem kakophonischen Opfertanz, hielt die ungeheure Energie des Orchesters das Publikum unter Spannung, die sich in donnerndem Beifall entlud.