Scroll Top

Nur für Mutige!

Die Skepsis der Kollegen am Nebenpult – sie ist vermutlich die Ursache für eine generelle Zurückhaltung, was bauliche Veränderungen an Musikinstrumenten angeht. "Selbst wenn der Klang des Instruments einen Quantensprung macht – wenn die Kollegen der Meinung sind, eine Klarinette sollte eben schwarz sein, haben unsere Kunden psychologisch erst mal schlechte Karten" sagt Frank Jank. Gemeinsam mit dem Instrumentenbauer und ehemaligen Fagottisten Johannes Wahrig betreibt Jank seit 2006 im ehemaligen "Kaiserlichen Postamt" in Dresden-Loschwitz die Firma HEYDAY’S und experimentiert seitdem an den Materialeigenschaften von Orgelpfeifen, Klarinetten, Fagotten.

Im Zentrum des Interesses stehen einheimische Holzarten, die durch eine spezielle Modifizierung herausragende Klangeigenschaften und daneben eine dem afrikanischen Grenadill und anderen tropischen Hölzern vergleichbare Klimastabilität aufweisen. Durch einen kontrollierten Erhitzungsvorgang werden die Holzbestandteile, die Feuchtigkeit ziehen, chemisch umgebaut und die Mikrostruktur des Holzes positiv verändert. Eine speziellen Endbehandlung konserviert den Zustand quasi auf Dauer und verleiht dem Holz je nach Einsatzzweck gezielt weitere Eigenschaften. Der Effekt: das Holz ist (und bleibt!) knochentrocken, es schwingt leichter, die Schallgeschwindigkeit im Material ist höher und es hat eine hohe Oberflächenhärte bei etwas geringerem Gewicht. Das wichtigste jedoch: Der Klang von Instrumenten aus diesen Hölzern ist obertonreicher und das Gesamtspektrum der akustischen Möglichkeiten öffnet sich deutlich.

Im Gespräch wird rasch klar, welche Perspektiven eine solche Behandlung des Holzes noch eröffnet: Resonanzböden von Klavieren würden so gut wie nie reißen. Das Material für Streichinstrumente könnte künstlich gealtert werden, da die Behandlung auf im Holz enthaltene Harze einen ähnlichen Effekt hat wie der jahrhundertelang fortschreitende Kristallisationsprozess, die "Verbernsteinung", die – so lässt sich jedenfalls mutmaßen – alten Geigen ihren unvergleichlichen Klang verleiht. Und Klarinetten könnten wie zu Zeiten, da das Grenadill aus den französischen Kolonien noch nicht greifbar war, wieder aus einheimischen Holzarten gefertigt werden – allerdings ohne deren unliebsame Nachteile, mit denen Instrumentenbauer damals zu kämpfen hatten. "Was bei Klarinetten und Oboen gern übersehen wird: wir kehren mit unseren Ideen ja gewissermaßen zu den Ursprüngen des Instrumentenbaus zurück," argumentiert Jank. "Nur können wir heute dem Ahorn vorzügliche Material-Eigenschaften mitgeben, die sonst höchstens Tropenhölzer aufweisen."
 

Eine Klarinette aus modifiziertem Ahorn (Kooperation mit Gebr. Mönnig – Oscar Adler & Co. / Markneukirchen). Foto: Heyday’s

So hat sich Heyday’s als Wissens- und Materiallieferant nach und nach mit verschiedenen Instrumentenbaufirmen zusammengetan und liefert das passende "[arbo]sonic" Holz für deren jeweilige Produktion oder nutzt es für die jüngste Eigenentwicklung, den Fagonello, ein komplett neu konzipiertes Kinderfagott. So entstand zum Beispiel auch das Spitzen-Fagott-Modell der Gebrüder Mönnig: das "214 Diamant DelSol", bei dem durch die Holzveränderung der Dresdner auf konventionelle Lacke und Kunstharzausgießungen komplett verzichtet werden kann.

Mittlerweile werden Instrumente aus dem „HEYDAY’S – Holz“ von namhaften Künstlern wie Prof. Frank Forst (HfM Weimar/Fagott) oder Dittmar Trebeljahr (Philharmonie Dresden/Klarinette) spielt. Hoffentlich folgen diesen Pionieren weitere Mutige, es dürfte sich lohnen…

 

HEYDAY’S OHG
Frank Jank – Geschäftsführer Marketing & Sales
Telefon: +49 (0) 351 32420000
www.heyday-s.com
 

Eine Textfassung des Artikels erschien zuerst in: »das Orchester« 09/2011
Mit Genehmigung der SCHOTT MUSIC GmbH & Co. KG, Mainz – Germany