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Die Staatsoperette läuft sich warm für den Umzug; wann und wohin, weiß jedoch keiner…

Das ist die heilige Dreieinigkeit von Leuben. Einigkeit in allen ausgewählten Punkten herrscht zwischen Dr. Ralf Lunau, Dresdens Kulturbürgermeister, Wolfgang Schaller, dem Intendanten der Staatsoperette, die ein Stadttheater ist und Ernst Theis, dem Chefdirigenten. Nahezu perfekt inszeniert ist die Arbeitsteilung in der Presskonferenz zu Beginn der neuen Saison.

Der Kulturbürgermeister betont wie gut die Zusammenarbeit ist mit diesem heiteren Musiktheater in seiner künstlerischen Einzigartigkeit. Man tausche sich durchaus immer wieder aus über die künstlerische Linie des Hauses, nicht zuletzt weil man ja auch an morgen denken müsse, an die Zukunft der Operette, die es ja nicht geben wird, wenn es keinen Publikumsnachwuchs gibt. Aber die Jugendprojekte des Hauses, jüngst in Hellerau, weisen in eine gut vorstellbare Zukunft. Viel ist von der Zukunft die Rede, wo die aber stattfinden wird ist heute kein Thema. Nur so viel, die politischen Diskussionen laufen und in „historisch überschaubaren Räumen“ könnte die Operette in Zentrum der Kunststadt ankommen. Der Wille ist da.

Das ist ja auch das erklärte Ziel des Intendanten, anzukommen im kulturellen Zentrum Dresdens, denn „wo wir hingehen wollen, folgt das Publikum“. Weiter warm laufen für den Umzug, jetzt erst recht, denn die finanzielle Konsolidierung stimmt. Und weil dieses „Warmlaufen“ mit besonderen Projekten verbunden ist, die garantiert auch den Blick der internationalen Operettenwelt auf Dresden lenken werden, und dennoch bezahlt werden müssen, gibt es in der neuen Saison zwar nur vier Premieren, dafür aber schon am 1.und 2. Oktober eine gemeinsame Tagung mit der Hochschule für Musik, in der es um die Interpretation der Musik von Kurt Weill geht. Eine weitere Tagung zum Thema der historischen Aufführungspraxis der Operetten von Johann Strauss und Jaques Offenbach wird es im Rahmen des ersten Johann-Strauss-Festivals, vom 23. bis zum 30. April 2011, geben.

Eine solche Besonderheit kann es nur geben, weil Ernst Theis seit Beginn der Saison 2003/2004 Chefdirigent der Staatsoperette ist seitdem kontinuierlich in einer musikalische Erfolgsgeschichte in besonderer Weise die Potenzen des Ensembles, namentlich des Orchesters befördert werden. Das beweisen nicht zuletzt die Aufnahmen von Strauss-Operetten, denen weltweit erste Einspielungen von Offenbach-Operetten in deutscher Sprache folgen werden, die Zusammenarbeit mit dem Rundfunk und Gastspiele in renommierten Konzerthäusern.

Ernst Theis verweist darauf, dass er daran arbeite, musikalische und szenische Korrespondenzen immer stärker auszubauen. Daher, ganz einig mit dem Intendanten, bevorzugt man in Zukunft personelle Kontinuität am Regiepult. Holger Hauer wird weiterhin das besondere Dresdner Musicalformat betreuen. Künstlerische, nicht kommerzielle Interessen stehen obenan. Er wird auch in der Spielzeit 2011/2012 die Uraufführung „Der Frauenministerin“ von Michael Mautner inszenieren, musikalisch aus dem Geiste der Satire Offenbachs, erweitert durch Klangbilder gegenwärtiger Stilmittel.

Für die geplanten Offenbach-Operetten konnte wieder Michiel Dijkema verpflichtet werden. Und ganz weit vorausgeblickt, 2012/2013, da sollten eigentlich ja schon die Umzugskisten ausgepackt und im Kulturkraftwerk Mitte das Licht eingeschaltet werden, kommt ganz sicher noch in Leuben, Gershwins „Wahlkampf-Musical“ mit dem Titel „Of Thee I Sing“ erstmals nach Dresden. Bis dahin wird wahrscheinlich auch das Repertoire der goldenen Operettenära von einmaligen Dimensionen sein. Die augenscheinliche Heiterkeit allein genügt Ernst Theis hier nicht, unterhaltsam ja, aber nicht oberflächlich, so seine Devise. Lachen als Waffe, das wär´s, und Anlass gibt es genug in den Geschichten mit der Musik von Strauss und Offenbach. Nur beim anhaltenden Warmlaufen für den Umzug: da sollte man aufpassen, dass nicht die Puste aus- oder das Lachen vergeht.

Eine Textfassung des Artikels ist am 9. September in den Dresdner Neuesten Nachrichten erschienen. Wir danken dem Verlag für die freundliche Genehmigung, ihn hier erneut abdrucken zu dürfen.

Foto: www.staatsoperette-dresden.de