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Dresdner Schlössernacht wird Tradition

Edle Klassik und kraftvoller Rock, fröhliche Biergartenmusik und jazziger Swing. Country und „Die kleine Nachtmusik“. Latino-Rhythmen und russische Märchen. Das vielfältige künstlerische Spektrum der Dresdner Schlössernacht sorgte auch bei Auflage 2 für eine ausverkaufte Veranstaltung und begeisterte Besucher. Trotz nächtlichem Regen.

Musik aus dem Russischen Märchenwald erklang an der mondbeschienenen Teichbühne.

Wenn es stimmt, dass Musikgrößen manchmal auf der Straße entdeckt werden, könnten sich eines Tages Besucher der 2. Dresdner Schlössernacht erinnern, der Stimme einer beinahe unscheinbaren, jungen Frau erlegen zu sein. Im schlichten, weißen Träger-Shirt und Jeans- Minirock greift Susann Großmann auf einer Bühne, nicht größer als ein Podest, vor Schloss Albrechtsberg in ihre Gitarre und singt sich die Seele aus dem Hals. Wer hat sie nur so auf die Bühne gelassen, wundert sich die Fotografin. „Ich“, meldet sich Sylvia Grodd, die künstlerische Leiterin der 2. Schlössernacht, aus dem Hintergrund, „denn das hier ist Straßentheater.“ Verstanden. Als Pop-Folk wird Susann Großmanns Musik eingeordnet. Das ist untertrieben, denn ihre Stimme kann getrost als Röhre bezeichnet werden. Mit einer gehörigen Prise Soul zieht sie die Besucher vorbei an Max Gaudio, einer amüsanten Stegreif- und Volkstheatergruppe, in ihren Bann. Vergleiche mit Robin und Joy Denalane werden strapaziert. Nicht aus der Luft gegriffen, doch Susann Großmann hat das Zeug, sich einen eigenen Namen zu machen.

 

Susann Großmann begeisterte beim Straßentheater vor Schloss Albrechtsberg.

Vielleicht ist das eins der Erfolgsgeheimnisse der Dresdner Schlössernacht, gestandenen und (noch) unbekannten Künstlern der unterschiedlichsten Genres in einzigartiger Kulisse flanierend zu lauschen. Mehr als 200 bereicherten die mit 6000 Gästen wiederum ausverkaufte Veranstaltung, zu der am 17. Juli viele Gäste spontan zur Abendkasse gekommen waren. Schon kurz nach dem Einlass schlenderten die Besucher auf den vier Kilometer langen Wegen durch die Parkanlagen von Schloss Albrechtsberg, Schloss Eckberg und Lingnerschloss. 13 Bühnen und Spielstätten, kulinarische Erlebniswelten, Lichtilluminationen und Videoprojektionen sowie der Dresdner Malerweg wollten entdeckt werden. Warben die Rock’n Roller von Boppin’B eine halbe Stunde nach offiziellem Veranstaltungsbeginn noch um freie Plätze direkt vor der Bühne, war zwei Stunden später kaum noch ein Durchkommen möglich. Kaum anders bei den Musikern von Leyenda Latina, die mit lateinamerikanischen Rhythmen für wippende Knie sorgten oder bei Elton-John-Imitator Kay Dobberstein. Russische Weisen erklangen von einem Floß auf dem Teich im Park von Schloss Albrechtsberg. Hier hatte Tom Roeder Musiker und Ambiente in Szene gesetzt. Ganz anders ging es im Historischen Lustlager auf der Wiese im Park von Schloss Eckberg zu. Hier beging, umrahmt von barocken und klassischen Klängen seine Königliche Majestät August II., auch als August der Starke ein Begriff, seinen 340. Geburtstag. Mit ein bisschen Glück gelang es, mit einem der hochedlen Gäste ins Gespräch zu kommen. Schon spannend, wie Reichsgraf Wackerbarth über heutige Benimm-Ansichten denkt. Im Römischen Bad wurde auf der Wasserfläche getanzt. Eddy Miller and his Orchestra heizten im feinsten Bigbandsound ein. „Walkin‘ on sunshine“ zelebrierten Damen der Musical-Werkstatt Oh-Töne. Doch der Wunsch von Veranstalter Mirco Meinel nach Sonnenschein pur erfüllte sich nicht.

Hatte der Regen das viertelstündige, effektvolle Feuerwerk noch abgewartet, kamen die Besucher der Schlössernacht danach kaum trockenen Fußes von einer Attraktion zur nächsten. Der Begeisterung tat das keinen Abbruch. Getanzt und gefeiert wurde bis in die Morgenstunden. Fest steht: es wird eine 3. Schlössernacht geben, der Termin ist noch offen. Damit sei eine neue Tradition im Dresdner Veranstaltungskalender begründet, so die Veranstalter.

www.dresdner-schloessernacht.de

Fotos: Annett Zollfeldt