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Choreografen auf dem Sprung – Die Nachwuchsförderung von Tanzplan Dresden

Eifrig geprobt wird derzeit in der Studiobühne der Semperoper, semper kleine szene: geschäftige Vorbereitungen für zwei Uraufführungen junger Choreografen, die im Juni 2010 präsentiert werden. Über 60 Künstlerteams aus aller Welt bewarben sich auch in diesem Jahr wieder für die Nachwuchsförderung von Tanzplan Dresden. »Bereits seit der Spielzeit 2006/07 konnten durch dieses Förderkonzept Produktionen mit und von jungen Künstlern (Choreografen, Tänzer, Bühnenbildner etc.), die sich auf der Schwelle zwischen Ausbildungsende und ersten eigenen Erfolgen befinden, gefördert werden, um so die Szene vor Ort zu bereichern und den Standort Dresden als Tanzstadt attraktiver zu machen. Dies geschieht über finanzielle Mittel, durch Mentorenbetreuung und durch die gezielte Vernetzung mit den Tanzplan-Partnern Semperoper, Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste und Palucca Schule», so Sabine Stenzel, Projektkoordinatorin des Tanzplan Dresden.

Foto: da Meda Bubak Gardner

In diesem, gleichzeitig abschließenden Jahr des Tanzplan Dresden fiel die Wahl der Jury auf den argentinischen Choreografen Leandro Kees und den slowakischen Choreografen Juraj Korec, die sich für ihre multimedialen Tanzperformances beide gleichermaßen von einer Ausstellung über Charles Darwin zu dessen 100. Geburtstag in London inspirieren ließen.

Leandro Kees «Antropomorfia»

Als eine Art Forschungsreise auf der Suche nach Kommunikationsformen jenseits der gesprochenen Sprache sieht Leandro Kees seine Choreografie «Antropomorfia», dessen Ergebnis er bei Tanzplan Dresden präsentieren wird. Warum erröten wir? Warum schnurren Katzen vor Zufriedenheit? Diese und weitere Fragen stellte sich Charles Darwin, als er in seinem gewaltigen Werk zum «Ausdruck der Gemütsbewegungen bei dem Menschen und den Tieren» (1872) zu forschen begann. Über dieselben Fragen und über die Beschäftigung mit verschiedenen Ansätzen innerhalb der Emotionstheorie sucht der Choreograf die Beziehung zwischen Gedanken und Gefühl und deren Manifestation in den mimischen und körperlichen Äußerungen unseres Bewegungskodex zu ergründen. Mit seinem Team bestehend aus sechs Künstlern und mit Hilfe verschiedener Kunstmedien wagt Leandro Kees den Blick auf wissenschaftliche Fragestellungen durch die künstlerische Lupe – auf der Suche nach einer physischen Syntax.

Juraj Korec «h a b i t a t»

«Die Kunst ist wie ein Fenster, durch das wir tief in die innerste Natur unseres Seins zu blicken vermögen, unser Sein als ein Phänomen begreifend, das eine universale Sprache gebraucht; eine Sprache weit ab einer Verständigung im linguistischen Sinne.»

Ausgehend von einer Betrachtung der Welt als ein menschliches Ökosystem – wo ist heute noch ein Stück Welt zu finden, das kein vom Menschen geprägtes ist? – stellt Juraj Korec vor allem die Frage nach unserem heutigen Platz in der Natur. Wenn die gesamte Biosphäre als ein komplexer Organismus zu begreifen ist, in dem jedes noch so kleine Detail eine wichtige Funktion erfüllt, so muss das Fehlen eines jeden Elements sofort eine deutlich spürbare Veränderung im Organismus nach sich ziehen. Inwieweit greift der Mensch in seinen alltäglichen Aktionen in die Vorgänge der Natur, in einzelne menschliche Strukturen oder gar in ganze soziale Systeme ein? Was verstehen wir heute unter «gesunder» oder «naturbelassener» Natur? «‹h a b i t a t› ist der Versuch, die Welt, die uns umgibt, in ihre Einzelteile zu zerlegen, um aus ihnen wiederum die Vision einer neuen Welt zu erschaffen» – allem voran die Frage: Sind wir ein Teil der Natur oder ist die Natur nur noch ein virtueller Teil von uns?

11. Juni 2010 20.00 Uhr
semper kleine szene, Bautzner Strasse 107
Tanzplan Dresden

Uraufführungen
Antropomorfia  von Leandro Kees (AR)
Musik Johannes Schmidt (DE) / Performer Juan Manuel Branca (AR), João Fernando Cabral (BR), Julia Mota Carvalho (DE/BR), Marcela Ruiz Quinteros (CO)

 h a b i t a t  von Juraj Korec (SK)
Animation Iain Gardner (UK) / Musik Oliver Stotz (AT) / Fotografie Daniela Da Meda (IT/BR) / Performer Roselle Gillam (UK), Solomon Holly-Massey (NZ), Jaroslav Ondruš (SK)

Weitere Vorstellungen: 12.* / 13. / 17. / 18. / 19. Juni 2010
*Künstlergespräch im Anschluss an die Vorstellung

Vor der Premiere: 1. Juni 2010, 18:00 Uhr
Offene Probe mit anschließendem Künstlergespräch, Eintritt frei

Kartenpreis Premiere: 11 Euro | Kartenpreis weitere Vorstellungen: 9 Euro

Karten sind an den Tageskassen der Semperoper in der Schinkelwache und an der Abendkasse der semper kleinen szene erhältlich.