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Uraufführung in Radebeul: Friedbert Strellers Zweite Sinfonie

Ein Höhepunkt des nächsten Sinfoniekonzerts in Radebeul wird die Uraufführung der 2. Sinfonie „Down an High“ des Dresdner Komponisten Friedbert Streller sein. Die Sinfonie versucht seelische Zustandsbilder in ihrem Ausdruck und ihrer inneren Entwicklung sinfonisch nachzuzeichnen. Im Hintergrund steht die klassische Programmatik „durch Nacht zum Licht“. So beginnt die Sinfonie mit einem Depression vermittelnden Zwölftonakkord, in dessen Klang sich Widerstand in einem melodischen Gebilde (ebenfalls 12tönig) andeutet. Der Akkord löst sich im „Adagio lamentoso“ in sich ausbreitenden Klagemotiven, die attackiert werden durch jene Gegenmelodie. Sie lädt sich dynamisch auf, bricht schließlich ab und gibt einem pastoral friedlichen Duett der Flöten Raum. Aber die Klage drängt sich in den Vordergrund, die Gegenthematik verliert im Pizzikato der Streicher an Kraft. Der depressive Klang verweist auf den Anfang. Nachdenken bleibt.

Aufhellend entfaltet sich im musikantischen Spiel der Bläser mit akzentuierendem Schlagzeug ein „Intermezzo scherzoso“, ein Scherzo in klassischem Sinn. Nach dem von Streichern und dem Holzbläserquartett geprägten ersten und dem vollen Bläserensemble samt Schlagwerk im zweiten Satz folgt als Finale der Einsatz des gesamten Orchesters. Dieses Finale entwickelt sich als „Metamorphosis Straussiana“. Straussklänge im Ansatz prägen die zupackende Thematik des ersten und die melodische Linie des zweiten Themas, das sich in Variationen in Art eines Foxtrott oder der brasilianischen Rhythmik einer „Carioca“ ausweitet, um am Schluss auf das Anfangsthema des Satzes zurück zu greifen. Nach kurzem Anklingen des anfänglichen Zwöltonakkords, der seine depressive Wirkung verloren hat, wird verraten, was „Strausiana“ bedeutet: die Anfangstakte von Richard Strauss’ sinfonischer Dichtung „Don Juan“ offenbaren das (vielleicht schon vorher erahnte) Geheimnis.

Foto: PR

Der in Dresden als Musikkritiker und Musikwissenschaftler bekannt gewordene Friedbert Streller ist in den letzten Jahren auch als Komponist hervorgetreten. So wurde im 1. Kammerkonzert der Landesbühnen Sachsen auf Schloss Wackerbarth im Oktober 2008 sein Klaviertrio „Dresden“ uraufgeführt. Seine Ausbildung erfuhr er in den 50er Jahren an der Universität Leipzig. Kompositionsstudien ergänzte er bei Fred Lohse. Nach Dozenturen für Musiktheorie und Musikgeschichte am Pädagogischen Institut in Halle wirkte er von 1963 bis 1991 an der Musikhochschule in Dresden. Mit Werken der Kirchen- und Orgelmusik, der Kammermusik, einer Reihe von Orchesterwerken (vier Sinfonien, einem Posaunen- und einem Paukenkonzert) entwickelte er sich eine Klangsprache, die aus der Auseinandersetzung mit neuer Musik von Hindemith, Bartok, Messiaen bis zu Schönberg, Berg, Webern sich bildete und zu eigener, oft programmatisch geprägter Aussage führte.

 

3. Sinfoniekonzert des Orchesters der Landesbühnen Sachsen
„Musikalische Aspekte des 20. Jahrhunderts“mit Werken von Friedbert Streller (Uraufführung), Ottorino Respighi, Sergej Prokofjew und Igor Strawinsky

Sonnabend, 30. 1. 2010, 19 Uhr; Sonntag, 31. 1. 2010, 17 Uhr im Stammhaus Radebeul
Orchester der Landesbühnen Sachsen; Dirigent: GMD Michele Carulli