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Spanische Leidenschaft bei der »Noche Flamenca«

"Dynamisch und leidenschaftlich" – Sabine Jordan (Foto: Bianca Svoboda)

Sabine Jordan gilt nicht nur regional als renommierte Flamenco-Tänzerin. Ihrer Einladung zur Flamenco-Nacht in der Komödie Dresden folgten Hunderte Tanzfans. Wo sonst über „Die spanische Fliege“ gekichert wird, stand am 29. März alles im Zeichen des spanischen Tanzes.

Das Bühnenbild konzentriert sich auf das Wesentliche. Die Band »Sonsierra« sitzt auf Holzstühlen vor einem orange-rot beleuchteten Vorhang und spielt. Ein Gitarrist und ein Bassist, ein Percussionist, eine Sängerin, ein Sänger. Sabine Jordan, Migiwa Doschew und Nina Brasa tanzen. Mehr braucht es nicht, um in einen feurigen Abend einzustimmen. Das erste Lied geht in den zweiten Tanz über. Zu Gitarrenklängen hört man die Fächer flirren und typische Schritte hallen. Sänger Enrique Correa, in Dresden unter anderem bekannt durch sein Projekt „Zwischen Bach und Flamenco“ mit Ulrich Thiem, begrüßt das Publikum auf Spanisch. Auch wer der Sprache nicht folgen kann, versteht, es soll eine leidenschaftliche Nacht werden. „Ole“ ruft jemand aus dem Publikum. Verstanden.

Die Band spielt eine Rumba. Im Saal lauscht man andächtig den urlaubsverdächtigen Klängen. Beim anschließenden Solo von Nina Brasa trommeln scheinbar tausende Minischritte den ganz eigenen Rhythmus. Die Bewegungen fließen. Wie wohl bei keinem anderen Tanz unterstreichen die Kleider die Wirkung des anmutigen Flamenco. Sicherlich das Highlight des Abends: ein gemeinsam von Sabine Jordan, Migiwa Doschew und Nina Brasa getanzter Flamenco, bei dem alle in schwarz gekleidet sind, jeweils mit einem Spazierstock tanzen und den Rhythmus schlagen. Das wirkt bei bewusst spärlicher Bühnenbeleuchtung beinahe beklemmend und gleichzeitig kraftvoll-trotzig. Es braucht keine Worte.

Die Live-Musik der exzellenten Band mit Johannes Ratsch (Gitarre), Enrique Vergara Vilbazo (Percussion) und Leon Daza (Bass)sowie Maria Mellado und Enrique Correa (Gesang) verbindet sich mit den Bewegungen der Tänzerinnen zu einer explosiven Mischung. Die lässt sich besser fühlen als beschreiben. Vielleicht erscheint das Lebensgefühl Flamenco den sonnenhungrigen Deutschen immer ein wenig unberechenbar, denn das Publikum taut erst in der zweiten Hälfte des Abends zusehends auf. Gastgeberin Sabine Jordan schafft es dennoch, ein Gemeinsamkeitsgefühl zu vermitteln. Auf der Bühne und auf den Rängen. Ohne ein einziges Wort zu sprechen. Sie mimt nicht den Star, sie tanzt. Allein, im Duo oder zu dritt. Im Flamenco erzählt sie von den Dingen des Lebens – dynamisch, leidenschaftlich und einzigartig.

Nach zwei Stunden fällt der Vorhang. Doch nur kurz. Rosen fliegen auf die Bühne. Im Saal wird getrampelt, geklatscht und gerufen. Das Ensemble lässt sich nicht lange bitten und gibt eine unplugged-Zugabe mit getanzten Flamenco-Einlagen der Band. Nun greift auch Sabine Jordan zum Mikrofon, stellt die Musiker vor und ruft mutige Hobbytänzer aus dem Publikum auf die Bühne. Fünf trauen sich. Ein gemeinsamer Tanz bildet den glanzvollen Höhepunkt der Flamenco-Nacht.

Das nächste Flamenco-Konzert wird bereits geplant: für den letzten März-Sonntag 2010.

Dagmar Möbius