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Von der Bewunderung zum Plagiat ist es nur ein kleiner Schritt – Haydn und Gatti in der Frauenkirche

Show-Down in der Frauenkirche: wer ist der “Bessere”? (Foto: MM)

Wenn zwei Komponisten, die Zeitgenossen sind, sich mit demselben Thema musikalisch auseinandersetzen, wird es spannend. Wer ist der „Bessere“, wer hat die zündenderen Einfälle, wer beherrscht sein

„Handwerk“ perfekter?

Im Konzert in der Frauenkirche am 13. September wagt die Dresdner Philharmonie dieses Experiment und stellt die thematisch identischen Werke zweier Zeitgenossen einander gegenüber: die Messe B-Dur Nr. 13, die sog. „Schöpfungsmesse“ – nicht zu verwechseln mit der „Schöpfung“ – von Joseph Haydn (1732-1809) und die Schöpfungsmesse von Luigi Gatti (1740-1817). Darin nimmt Gatti explizit Bezug auf eben jene andere, berühmtere „Schöpfung“ seines – weit berühmteren – Zeitgenossen, die er in seiner Funktion als Hof- und Domkapellmeister in Salzburg kennengelernt hatte.

Mit großem Geschick und Einfühlungsvermögen hat Gatti das Kunststück fertig gebracht, den Chören und Arien der Schöpfung den lateinischen Messentext zu unterlegen, zuweilen mit reduzierter oder angeglichener Instrumentierung, ohne dabei das bewunderte Original zu verfälschen. Er führte damit die bis zur Renaissance zurückreichende Komponistentradition fort, der Verehrung eines großen Kollegen in Form von Zitaten oder gar Neufassungen von dessen Werken Ausdruck zu verleihen – und dadurch selbst vor dem völligen Vergessen bewahrt zu werden.

Joseph Haydn • Messe B-Dur für Soli, Chor und Orchester Hob XXII:13 „Schöpfungsmesse“
Luigi Gatti • Schöpfungsmesse nach Haydns „Die Schöpfung“

Roderich Kreile • Dirigent
Dresdner Kreuzchor
Dresdner Philharmonie

Anna Korondi • Sopran
Annette Markert • Alt
Yves Saelens • Tenor
Klaus Mertens • Bass

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