Scroll Top

Seit reichlich fünf Jahren gibt es den Kooperationsvertrag zwischen »Tonne« und Musikhochschule

Am 18. Juni 2003 unterzeichneten Prof. Günter Sommer, Prof. Wilfried Krätzschmar, Mathias Bäumel und Dr. Helmut Gebauer (v. l.) den Vertrag. (© Dietrich Flechtner)

Die Hochschule für Musik »Carl Maria von Weber« Dresden arbeitet schon fünf

Jahre lang systematisch mit dem Jazzclub Neue Tonne zusammen. Am 18. Juni 2003 wurde der entsprechende Kooperationsvertrag unterzeichnet. Die Initiative für eine solche Kooperation ging damals sowohl vom Jazzclub als auch vom damaligen Prorektor Prof. Baby Sommer, einem der bekanntesten Jazz-Drummer Europas, aus.

Noch heute ist es »Tonne«-Angaben zufolge deutschlandweit der einzige Kooperationsvertrag zwischen einer Musikhochschule und einem Jazzclub!

Die Dresdner Musikhochschule war mit der Gründung der sogenannten Tanzmusikklasse 1962 – damals noch als Modellversuch – bekanntlich deutschlandweit die erste, die junge Pop- und Jazzmusiker auf Hochschulniveau ausbildete. Seitdem ist das handwerkliche Niveau dieser Dresdner Ausbildung Legende. Warum nicht also Theorie, Handwerk, Kreativität und Praxis zusammenbringen?

Der Kooperationsvertrag hatte eine Vorgeschichte: Schon seit Anfang 2003 fanden in der »Tonne« jeden Dienstag thematische Jam Sessions statt, bei denen Jazzstudenten ein selbstgewähltes Thema musikalisch gestalteten, um dann zur eigentlichen Session überzugehen. Daraus entwickelte sich in den zurückliegenden fünf Jahren eine feste, ja schon als Kult geltende »Institution«, die aus dem Dresdner Jazzleben nicht mehr wegzudenken ist – sage und schreibe 170 solcher studentischen Sessions haben bis zum Sommer 2008 stattgefunden! Und ebenfalls bereits seit längerem hatten Studenten die Möglichkeit, ihre Examens- oder Vordiplomkonzerte in der »Tonne« zu geben. Die in der musikalischen Praxis also bereits angelaufene Zusammenarbeit zwischen der Dresdner Musikhochschule »Carl Maria von Weber« und dem Jazzclub Neue Tonne sollte mit einem solchen Vertrag nun offiziell gemacht und inhaltlich deutlich verbreitert werden. Im Vertrag verpflichten sich beide Partner, auf dem Gebiet der Förderung des Jazz zum gegenseitigen Vorteil vielfältig zusammenzuarbeiten; eine Reihe konkreter Maßnahmen machte das Anliegen konkret.

Seitdem sind rund fünf Jahre vergangen und die Dresdner Musikszene ist seither um einiges reicher.

Neben den schon erwähnten Jam Sessions entstand eine Vielzahl studentischer Projekte. Seit der ersten VOCAL NIGHT am 6. November 2003 hat es mittlerweile weitere 35 solcher stets sehr gut besuchten Vocal-Events gegeben, mit denen sich die Jazzgesangsstudenten unter Leitung ihrer Professorin Céline Rudolph der Dresdner Öffentlichkeit präsentieren konnten. Mit weiteren sechs Examens- und zehn Vordiplomkonzerte traten Jazzstudenten ins Rampenlicht. Mehr als 30 Workshopkonzerte, darunter solche, bei denen die jeweilige Band des Workshop-Lehrers in der »Tonne« auftritt, und solche, bei denen Studenten die Ergebnisse des Workshops öffentlich in der »Tonne« vorstellen, erweiterten für die Studenten praktische Spielmöglichkeiten und für das Dresdner Publikum die Breite des Jazzangebotes. Aus einigen solcher Workshop-Programme erwuchsen sogar reguläre Ensembles mit Auftritten nicht nur in Sachsen, sondern auch in Großbritannien und der Tschechischen Republik. Sowohl aus manchem Workshop-Projekt als auch aus vielen der Eröffnungsensembles der Jam Sessions sind mittlerweile reguläre Bands entstanden.

»Die Ehe zwischen Musikhochschule und Jazzclub Neue Tonne ist eine Erfolgsgeschichte«, resümiert Tonne-Vorsitzender Helmut Gebauer. »Der Jazzclub kann dadurch sein Konzertangebot für die Öffentlichkeit profilieren und erweitern, und die Studenten können häufiger und noch enger als andernfalls international tätige kreative Musiker erleben, teils als Zuhörer, teils sogar als Schüler solcher Workshop-Lehrer.« Und sie könnten überhaupt in großem Umfang vielfältige Praxiserfahrung sammeln. Nachwuchsförderung sei eben nicht bloß, drei, vier Konzerte oder Sessions mit jungen Leuten auf die Beine zu stellen.

(M. B.)