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One Night in Leuben – Umjubelte Premiere von »Chess Fever«

(Quelle: chess-fever.de)

Ungestüm, vital, mit vollem Körpereinsatz stürzen die vom Schachfieber angesteckten Akteure über die Bühne, geben alles und jubeln am Ende befreit über die gemeinsame großartige Leistung: das war die gelungene Premiere von »Chess

Fever«, dem ambitionierten Jugendtanzprojekt der Staatsoperette. Neben einigen Titeln aus dem Musical »Chess« von Benny Andersson und Björn Ulvaeus vertanzten die Jungs und Mädchen des Bertolt-Brecht-Gymnasiums und der 121. Mittelschule Filmmusik von »Bram Stoker’s Dracula«.

Dass die eingesprochenen Sentenzen von Zweigs »Schachnovelle« stilistisch so gar nicht passen wollten, dass es immer mal kleinere Patzer und Ungenauigkeiten in der Abstimmung gab, war an diesem Abend nebensächlich. Absolut bewundernswert, wie die Projektleiterin Silvana Schröder jeden einzelnen Schüler nach seinen tänzerischen Fähigkeiten gekonnt auf das große Spielfeld setzte, so dass am Ende ein stimmiges Bild entstand. Choreografisch hat sie sich meist auf beherrschbare, repetitive Figuren beschränkt, aber auch größere und teilweise richtig anspruchsvolle Solonummern haben ihren Platz gefunden.

Neben den Gesangssolisten der Operette (Femke Soetenga, Kai Hüsgen, Matthias Pagani, Gerd Wiemer) übernahmen vier Schülerinnen überzeugend Gesangssoli. Die größte Überraschung vielleicht auch für die jungen Teilnehmer des achtwöchigen intensiven Crashkurses war die erstaunliche Professionalität, mit der einzelne Solisten (Clemens Müller, Florentine Ragaller, Maria Tcherniak, Tim-Christian Schotters, Michael Scheffler, Franz Weigel u.a.) zu Werke gingen. Berechtigt deswegen auch die spitzen Schreie der Groupies, die ihrem jeweiligen Tanzidol Rosen auf die Bühne warfen. Das hier war mehr als simple Beschäftigungstherapie, die allenfalls den Eltern und Lehrern der Beteiligten Rührungstränchen in die Augen treibt; es war extrem, direkt, bewegend. Wer’s nicht glaubt, der sollte eine der folgenden Vorstellungen besuchen.

Martin Morgenstern